Vorsaison-Interview mit Headcoach Christian Weber
Seit April des letzten Jahres ist Christian Weber Trainer beim EHC Basel. Die vergangene Spielzeit konnte der gebürtige Dübendorfer mit dem EHC Basel nicht fertig spielen, die Gründe sind bekannt. Jetzt steht eine neue Saison vor der Tür, heute Abend findet das erste Testspiel statt.
C. T.: Diese Woche haben Sie mit den Trainings auf dem Eis begonnen, wie ist es bisher gelaufen?
C. W.: Was man nicht weglassen kann ist, dass wir sehr viele neue Spieler haben. Wir hatten Spieler mit Verträgen, die aber aufgrund der Corona-Situation arbeiten gegangen sind und dort gute Möglichkeiten bekommen haben. Viele Spieler, die nicht aus der Region waren, haben dann dort ihre Chancen wahrgenommen. So viele Wechsel waren sicher nicht vorgesehen und das haben wir auch nicht erwartet.
Das was wir jetzt machen, ist Teambuilding - das ist extrem wichtig. Wir sind so viel wie möglich zusammen und sind dran, die ganzen Abläufe und das System einzutrainieren. Wir müssen wieder von vorne anfangen. Auch, um die neuen Spieler in das System zu integrieren. Es ist noch früh, um Schlussfolgerungen zu ziehen. Wir sind seit Montag täglich auf dem Eis und jeder kann sich zeigen und erhält Chancen. Das ist das, was wir auch in den nächsten vier bis fünf Wochen machen. Wir sind noch nicht bei den definitiven Linien oder Block-Zusammenstellungen. Das werden wir kurz vor Saisonstart machen, wo wir eine Standortbestimmung machen damit wir gut in die Saison starten können.
Morgen ist das erste Spiel in Thurgau, auf was freuen Sie sich am meisten?
Dass es endlich wieder um etwas geht. Mein letzter Ernstkampf war im Oktober, ich vermisse das Adrenalin. Man trainiert, um in den Ernstkämpfen zu sehen, für was man trainiert hat. Eishockey war bei mir im Sommer zwar immer präsent - ich habe noch nie so viele Spiele im Fernsehen geschaut - aber das Adrenalin und der Wettkampf hat mir gefehlt. Darauf freue ich mich am meisten, dass es wieder um etwas geht. Der Sommer war extrem hart für mich.
Verglichen mit anderen Teams aus der Liga haben wir ein relativ strenges Testspielprogramm, mit was für einem Gefühl gehen Sie in diese Phase?
Das strenge Programm hat zwei Gründe. Zum einen, weil viele Spieler den letzten Ernstkampf im Oktober hatten. Diese Spieler müssen wieder in einen Rhythmus kommen. Zum anderen ist es wegen den vielen neuen Spielern. Wir brauchen Spiele, um zu sehen, ob sie sich auch auf dem Eis erstehen. Das ist nicht vergleichbar mit den Trainings. Wir müssen schauen, wo wir die Hebel ansetzen und wo eventuell Probleme entstehen.
Vor allem aber wollten wir gegen gute Mannschaften spielen. Wie reagieren die Spieler unter Druck? Ich glaube wir haben ein starkes Team und müssen uns vor nichts verstecken. Deshalb wollten wir gegen die bestmöglichen Gegner spielen. Wir wollen sehen wie die Spieler unter Druck in den speziellen Situationen wie Über- oder Unterzahl reagieren, denn die Spiele werden vor allem dort entschieden. Da werden die Spieler ihre Möglichkeiten erhalten und am Schluss sehen wir, welche Spieler eben in diesen Spezialsituationen eingesetzt werden. Deshalb haben wir es als nötig angesehen, dass wir so viel Spiele ansetzen.
In dieser Saison ist auch ein neuer Assistenztrainer an ihrer Seite. Wie läuft es mit dem Trainerduo?
Adrien und ich kennen uns ja schon lange – ich habe mit ihm in Zürich gespielt und wir sind zusammen Meister geworden. Wir hatten über die Jahre bei unseren verschiedenen Stationen immer wieder Kontakt miteinander. Auch als wir zusammen gespielt haben, war Hockey immer unser Thema. Es passt und wir funktionieren miteinander. Er kommt auch gut bei den Spielern an. Er hilft mir sehr und kann mir einige Dinge abnehmen. Als Weltklasse-Verteidiger ist es logisch, dass er für die Verteidiger bei uns verantwortlich ist. Er kann unseren Verteidigern sehr viel beibringen. Er ist mir eine grosse Hilfe.
Wo sehen Sie aktuell noch eine Baustelle im Team?
Es ist noch zu früh, um solche Schlüsse zu ziehen. Wir wollen, dass die Spieler verstehen, was für ein System wir spielen möchten. Deshalb müssen wir auf die Spiele warten, um zu sehen, ob die Spieler das auch verstanden haben. Es ist ein Fortlaufender Prozess – Was die Spieler an den Spielen nicht verstanden haben wir dann im Training nochmals besprochen.
Was meinen Sie, wie geht das Spiel heute Abend aus?
Wir wollen gewinnen, das ist klar. Wir gehen an jedes Spiel, um zu gewinnen, sonst müssten wir gar nicht gehen. Klar, Thurgau ist ein Top 7 Swiss League Team, aber wir wollen unser Hockey spielen. Ich möchte das sehen, was wir bis anhin trainiert haben. Auch Thurgau ist erst mit dem Eistraining gestartet. Ich habe ein gutes Gefühl, die Mannschaft ist gut drauf und wir haben auch keine Verletzten. Morgen schonen wir den einen oder anderen.
Ein konkretes Ergebnis wollen Sie aber nicht sagen?
Nein, kein Tipp. Ich weiss wo wir stehen und was wir gemacht haben, und das möchte ich sehen.
Herzlichen Dank für Ihre Zeit!
(Interview: Casper Thiriet)
Das Interview mit Headcoach Weber vom Mai 2020: